Einen neuen Weltrekord stellte dieses Wochenende der US Rapper Travis Scott mit seinem Konzertauftritt im Spiel Fortnite auf. Sagenhafte 12,3 Millionen Zuschauer verfolgten zur nächtlichen Zeit die Lifeshow des Superstars. Damit dürfte er einer der Profiteure der Krise sein.
Gamification ist auf dem Vormarsch
Die Gamification der Unterhaltungsindustrie ist im vollen Gange. Statt tausende von Stadionzuschauern mit extremen technischen Aufwand für die Akustik zu unterhalten sind wir in der Frühphase eines Paradigmenwechsels. Nachdem der DJ Marshmello Anfang 2019 ein Lifekonzert im Spiel Fortnite gegeben hatte, folgte nun der angesagte US Rapper Travis Scott.
In einer Mischung aus virtueller Realität, Show und Vorstellung neuer Songs wurde der bisherige Rekord von knapp 11 Millionen Zuschauern bei Marshmello übertroffen. Das über 3 Tage angesetzte Event wird ergänzt durch die Möglichkeit, entsprechende Gadgets für das Spiel, sogenannte Skins, zu erwerben. Ein Gewinnspiel zum Lösen von Aufgaben fehlt natürlich nicht. Gleichzeitig gelang es Travis Scott, mehrere seiner alten Hits erneut unter die Streaming-Top 20 bei Spotify zu katapultieren. Sein neuer Hit „THE SCOTTS“ landete selbstverständlich auf Platz #1.
Masterbrain Epic Games
Hinter dem Coup steckt die amerikanische Softwareschmiede Epic Games, ein weiterer Profiteur der Krise. Zurzeit laufen Gespräche für eine weitere Finanzierungsrunde über 1 Mrd. USD. Die Bewertung von Epic dürfte dann bei ca. 15 Mrd. USD liegen. 2012 hatte der chinesische Unterhaltungskonzern Tencent 40% an Epic für 330 Mio. USD erworben. Später stiegen Private Equity Investoren wie KKR und Kleiner Perkins (siehe auch unser Investment Inkitt), der Esports Veteranenclub rund um Michael Jordan (über aXiomatic) und Disney ein (mehr dazu hier).
Obwohl momentan sehr viele Menschen noch den TV Sendungen der traditionellen Sender wie RTL oder ProSiebenSAT1 folgen, wird sich der Zuschauerschwund nach der Krise beschleunigen.
Von der Travis Scott Show lassen sich viele Elemente auf die künftige Unterhaltung ableiten. Dabei könnten gesundheitspolitische als auch ökologische Gesichtspunkte in den Vordergrund rücken. Statt lange, weite Anreisewege mit PKW oder Flugzeug und die Ansammlung von Menschenmassen in Kauf zu nehmen, bieten virtuelle Konzerte im Rahmen des täglichen Spiels eine völlig neue Plattform. Mit dem neuen Sicherheitsbedürfnis der Menschen werden Risikoevents gemieden werden. Gleichzeitig bleibt der Mensch ein soziales Wesen, für den soziale Interaktion lebensnotwendig ist. In dieser Richtung ist auch die Akquisition der Chat-App Houseparty durch Epic Games zu sehen. Die aktuelle Krise hat dazu geführt, dass eben diese App bei den GenZ Nutzern besondere Beliebtheit gewonnen hat. Die aktuellen 50 Mio. Nutzer lassen das Wachstum von börsennotierten Anbietern wie Zoom oder Teamviewer alt aussehen.
Obwohl es erfolgreiche europäische Spieleentwickler wie Ubisoft oder THQ Nordic gibt, werden die großen Vermarktungstrends in USA oder Asien gesetzt. Erschwerend hinzu kommt, dass die Streaminganbieter wie Netflix, Disney+, Apple TV+, Twitch und YouTube nicht europäisch sind. Auch Voice / Chat -Ergänzungsangebote für Streaming wie Discord sind nicht hier angesiedelt. Bei interessanten Speziallösungen wie Voicemod ist es nur eine Frage der Zeit, bis amerikanische oder asiatische Konzerne zuschlagen.
Paradigmenwechsel in der Vermarktung
Die Kombination von Content, Gaming und B2C Produktvermarktung steht vor einem Paradigmenwechsel. Der Werbekrieg zwischen Nike und Adidas bietet dafür ein ausgezeichnetes Beispiel. Nike hat es geschafft, zusammen mit dem Superstar Michael Jordan, der GenZ eine Wertanmutung zu vermitteln. Natürlich hatte Travis Scott beim Fortnite Event im Skin seine Sneakersedition Jordan 1 Retro High Travis Scott an. Genial war auch die Kombination bei der Taucherszene vom #1 Hit „Highest in The Room“ und dem neuen Sneaker Jordan 6 Retro Travis Scott. Nike brachte bereits etliche Sondereditionen z.B. mit dem Luxuslabels Dior oder nun auch mit Travis Scott heraus. Diese Art Marketing stärkt die Kundenbindung zur nächsten Konsumentengeneration. Turnschuhpreise im Wert von maßgeschneiderten Anzügen wecken Begehrlichkeiten.
Die Gewinner sind aus heutiger Sicht US-amerikanische und asiatische BigTech Konzerne sowie B2C Anbieter, die den Wandel der Vertriebskanäle aktiv begleiten und sich anpassen. Ernstzunehmende deutsche Player sind nicht am Start, obwohl bspw. der Private Equity Investor KKR mit dem Einstieg in den Content-Lieferanten Tele München Ambitionen angemeldet hat.
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