Wieviel Analogsport brauchen wir?

Wie der traditionelle Sport hat auch eSports einen Anteil an Profis, Kommentatoren und Prominenten. Das Preisgeld ist sicherlich mit dem traditionellen Sport vergleichbar. Der Preispool der National Basketball Association beträgt 13 Millionen Dollar, die Golf Masters 11 Millionen Dollar und der Confederations Cup 20 Millionen Dollar. eSports übersteigt jeden von ihnen mit einem Gesamtpreispool von 24,7 Millionen Dollar.

Die FIFA hat sogar ihre eigene eWeltmeisterschaft, bei der die 32 besten FIFA19 Xbox- und PlayStation-Spieler um den Titel des FIFA eWeltmeistertitels kämpfen.

eSports ist so beliebt geworden, dass selbst das Internationale Olympische Komitee IOC versucht, es besser zu verstehen. Das IOC ist nicht die einzige Organisation, die eSports ernst nimmt.

League of Legends Team Vitality

Die US-Regierung hat die hauptamtlichen Spieler von League of Legends als Profisportler anerkannt.

Aber Kritiker spotten über die Idee, Gaming als echten Sport zu bezeichnen. Schließlich sitzen die Spieler stundenlang auf einem Stuhl und zeigen nur Agilität und Geschicklichkeit in ihren Händen, argumentieren sie.

eSportler argumentieren, dass es viel Geschick und Strategie erfordert, um Spiele zu gewinnen. Stundenlanges Training ist erforderlich, wie bei jedem anderen Sportler auch. Körperliche Anstrengung ist nicht ein notwendiges Merkmal einer Sportart. Schachspieler, Dartspieler und Snookerspieler müssen sich auch nicht viel bewegen.

Wissenschaftler der Deutschen Sporthochschule haben eSports-Profis genau untersucht und sind verblüfft. Denn die eSpieler sind während der Wettkämpfe ähnlich großen Belastungen ausgesetzt wie andere Spitzensportler.

“Besonders die motorischen Ansprüche und Fähigkeiten haben uns beeindruckt. Die eSportler schaffen bis zu 400 Bewegungen pro Minute an Tastatur und Maus, vier Mal mehr als der Normalbürger! Das Ganze auch noch asymmetrisch, denn beide Hände werden parallel bewegt, es werden unterschiedliche Hirnregionen gleichzeitig genutzt.”

Diese Belastung kennen die Wissenschaftler sonst von keiner anderen Sportart, selbst Tischtennisspieler müssten bei der Hand-Auge-Koordination weniger leisten.

Gerade bei Strategiespielen wie Counter-Strike oder League of Legends sei die Komplexität extrem hoch, weil neben den motorischen Fähigkeiten auch ein enormes taktisches Verständnis nötig ist, um den Gegner zu besiegen.

Cortisol

In einem weiteren Versuch wurden auch die psychischen Belastungen der eSports-Profis während des Wettkampfs getestet. Dabei wurden sie auf das Stresshormon Cortisol untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass der Cortisolspiegel ungefähr auf dem Niveau von Rennfahrern liegt. Neben einem sehr hohen Puls kommt noch die Herzfrequenz von teilweise 160 bis 180 Schlägen pro Minute hinzu. Dies ist vergleichbar mit einem Marathonlauf. Hohe motorische Ansprüche runden die Anforderungen ab. Deswegen ist der eSport anderen Sportarten mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen, analysieren die Experten der Deutschen Sporthochschule Köln.

Die Forschungsergebnisse zeigen jedoch auch, dass die Mehrzahl der Profi-Spieler den hohen Ansprüchen bei der Ernährung und Steuerung des Trainings nicht genügt. Beispielsweise fehlen Trainingseinheiten, die das gesamte Halte- und Stützsystem im Schulter- und Nackenbereich stärken. Dadurch ließe sich auch die Feinmotorik im Armbereich weiter steigern, die für den Wettkampf enorm wichtig ist. Auch fehlt es an Entspannungsübungen und an klassischem Konditionstraining. Das Thema Ernährung wird einem Leistungssportler ebenfalls nicht gerecht. Energydrinks und zuckerhaltige Getränke sind nach wie vor bestimmend.

Die noch unprofessionelle Vorbereitung auf Wettkämpfe dürfte mit der weiteren Professionalisierung des eSports schnell der Vergangenheit angehören. Die technologischen Möglichkeiten des SportTechs werden dem Alltag angehören. Wearables und Fitness-Tracker zur Konditionsmessung, smarte Bekleidung, Nahrungsergänzungsmittel oder Data Analytics zu Spielauswertung und Verbesserung sind einige Beispiele, die eSportler werden nutzen müssen, um im Wettbewerb bestehen zu können.

Eine Branche, welche 2019 die Umsatzmilliarde knacken wird, ist den Kinderschuhen längst entwachsen. eSports wird in den nächsten 5 Jahren einen größeren Markt darstellen als die UEFA Champions League. Eine amateurhafte Vorbereitung auf professionelle Wettkämpfe wird der Vergangenheit angehören.

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